Die Platzierung eines Implantats am selben Tag wie die Zahnextraktion wird als Sofortimplantat (Immediate Implant) bezeichnet. Diese Methode ist schneller als die klassische Implantatbehandlung und ermöglicht es dem Patienten, am selben Tag sowohl das Implantat als auch den provisorischen Zahn zu erhalten. Allerdings ist das Sofortimplantat nicht für jeden Patienten geeignet. Sein Erfolg hängt vollständig von der richtigen Patientenauswahl, der Knochenqualität, dem Infektionsstatus und der Erfahrung des Chirurgen ab.
In diesem umfassenden Leitfaden erklären wir im Detail, für wen ein Sofortimplantat geeignet ist, in welchen Fällen es nicht durchgeführt werden kann und wie der gesamte Behandlungsprozess abläuft.
Was ist ein Sofortimplantat?
Ein Sofortimplantat bedeutet, dass das Implantat direkt in die Extraktionsalveole eingesetzt wird – also in dem Moment, in dem der Zahn entfernt wird. Das heißt:
- Der Zahn wird extrahiert
- Die Alveole wird gereinigt
- Das Implantat wird sofort eingesetzt
- Oft wird ein provisorischer Zahn befestigt
Der gesamte Vorgang wird meist in einer einzigen Sitzung abgeschlossen.

Warum ein Sofortimplantat häufig bevorzugt wird:
- Verhindert Knochenverlust nach der Extraktion
- Verkürzt die gesamte Behandlungsdauer
- Verhindert eine zahnlose Phase im Frontzahnbereich
- Bietet eine Lösung in einer einzigen Sitzung
- Erhält die Form des Weichgewebes
Trotz all dieser Vorteile ist das Verfahren nicht für jeden Patienten geeignet und bei falscher Planung steigt das Risiko von Komplikationen.
Für wen ist ein Sofortimplantat geeignet?
Damit ein Sofortimplantat erfolgreich sein kann, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Patienten, die für diese Methode geeignet sind, weisen folgende Merkmale auf:
1. Ausreichende Knochenqualität und -menge
Auch wenn das Implantat in die Extraktionsalveole gesetzt wird, muss rundherum genügend stabiler Knochen vorhanden sein. Wenn das Knochenvolumen oder die Dichte unzureichend sind, erhält das Implantat keine ausreichende Stabilität.
Geeignete Situationen:
- Ausreichende kortikale Knochenstruktur
- Knochendichte in den Bereichen D1–D2–D3
- Genügend Restknochenhöhe im Sinusbereich
2. Keine tiefen oder ausgeprägten Infektionen
Oberflächliche Infektionen können gereinigt werden und erlauben die Implantation. Allerdings sind folgende Fälle problematisch:
- Fortgeschrittene Knocheninfektion
- Große apikale Läsion
- Zyste
- Fortgeschrittene parodontale Infektion
In solchen Fällen ist ein Sofortimplantat riskant.
3. Atraumatische Zahnextraktion
Für ein Sofortimplantat muss der Zahn:
- ohne Knochenfrakturen
- ohne Schädigung der Alveolenwände
- mit minimalem Trauma
entfernt werden. Wenn die Extraktion schwierig oder traumatisch ist, kann das Implantat nicht am selben Tag gesetzt werden.
4. Gesundes Zahnfleisch
Gesundes Zahnfleisch ist wichtig für:
- schnelle Heilung rund um das Implantat
- reduziertes Infektionsrisiko
- natürliche ästhetische Ergebnisse im Frontbereich
Bei aktiver Parodontitis wird ein Sofortimplantat nicht empfohlen.
5. Allgemeine Gesundheit und Stabilität des Patienten
Der Patient sollte:
- nicht rauchen (oder nur sehr wenig)
- Diabetes gut kontrolliert haben
- keine knochenstoffwechsel-beeinflussenden Medikamente einnehmen
- über ein stabiles Immunsystem verfügen
Diese Faktoren beeinflussen die Osseointegration direkt.
6. Gute Knochenunterstützung im ästhetischen Bereich
Im Frontzahnbereich hat das Sofortimplantat viele Vorteile:
- Die Ästhetik des Zahnfleischs bleibt erhalten
- Kein Verlust der Papillen
- Keine zahnlose Übergangsphase
Ist jedoch die labiale Knochenwand zu dünn, kann ein Sofortimplantat ungeeignet sein.
Für wen ist ein Sofortimplantat NICHT geeignet?
Die Situationen, in denen ein Sofortimplantat nicht möglich ist, sind klar definiert. Bei folgenden Fällen steigt das Risiko erheblich:
1. Fortgeschrittene Infektion, Abszess, Wurzelspitzenzyste
Bei tiefen Infektionen gilt:
- Die Extraktionsstelle kann nicht vollständig gereinigt werden
- Die Einheilrate des Implantats sinkt deutlich
In solchen Fällen ist es sicherer, einige Wochen zu warten.
2. Sehr unzureichendes Knochenvolumen
Wenn die Knochenwände der Alveole nicht ausreichend sind, kann das Implantat nicht stabil verankert werden.
In solchen Fällen werden bevorzugt:
- Knochenaufbau
- Sinuslift
- Spätimplantation
durchgeführt.
3. Starker Nikotinkonsum
Mehr als 10–15 Zigaretten pro Tag senken die Erfolgsrate drastisch.
4. Unkontrollierter Diabetes oder schwere systemische Erkrankungen
Bei solchen Patienten ist die Heilungsfähigkeit eingeschränkt und das Infektionsrisiko hoch.
5. Traumatische Zahnfrakturen oder beschädigte Knochenwände
Wenn die Wurzel oder die Knochenstrukturen beschädigt sind, ist ein Sofortimplantat nicht empfehlenswert.
6. Starker Bruxismus
Da eine frühe Belastung erfolgt, können übermäßige Kräfte das Implantat gefährden.
Vorteile eines Sofortimplantats
- Lösung in nur einer Sitzung
- Keine zahnlose Übergangsphase
- Erhalt des Knochenvolumens
- Bessere ästhetische Ergebnisse
- Kürzere Gesamtbehandlungsdauer
- Schnellere Heilung der Extraktionsstelle
- Oft weniger Schmerzen und Schwellungen
Nachteile eines Sofortimplantats
- Nicht für jeden geeignet
- Erfordert hohe Knochenqualität
- Bei Infektionen besteht ein höheres Risiko
- Benötigt sehr präzise Planung
- Die Erfahrung des Chirurgen ist entscheidend
Wie hoch ist die Erfolgsrate von Sofortimplantaten?
Studien zeigen eine Erfolgsrate von etwa:
- 92–98 %
Bei geeigneten Patienten ist sie genauso hoch wie bei klassischen Implantaten.
Wichtige Faktoren für den Erfolg:
- Infektionsfreie Extraktionsstelle
- Stabile Primärstabilität
- Erfahrenes chirurgisches Team
- Nichtraucherstatus und gute Mundhygiene
- Korrekte Einstellung des provisorischen Zahns
Ablauf eines Sofortimplantats
1. Untersuchung und 3D-Tomographie
Knochenbreite, -höhe und Infektionsstatus werden untersucht.
2. Atraumatische Zahnextraktion
Der Zahn wird minimalinvasiv und knochenschonend entfernt.
3. Reinigung der Alveole
Granulationsgewebe und infizierte Bereiche werden vollständig entfernt.
4. Implantation
Das Implantat wird fest im kortikalen Knochen verankert.
5. Provisorischer Zahn
In den meisten Fällen wird am selben Tag ein ästhetisches Provisorium eingesetzt.
6. 3–6 Monate Einheilzeit
Anschließend folgt die endgültige Versorgung mit Porzellan- oder Zirkoniumkronen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann ein Sofortimplantat bei jedem Patienten durchgeführt werden?
Nein. Auch wenn das Verfahren attraktiv klingt, ist es nicht für jeden geeignet. Die wichtigsten Voraussetzungen sind:
- Ausreichendes Knochenvolumen
- Ausreichende Knochendichte
- Keine tiefen Infektionen
Bei einer großen apikalen Läsion, Zyste oder starkem Knochenverlust ist ein Sofortimplantat riskant.
- Infektion wird zuerst behandelt,
- gegebenenfalls wird nach der Extraktion gewartet,
- anschließend klassisches Implantat gesetzt.
Auch allgemeine Gesundheit, Rauchen, Diabetes und Medikamente sind entscheidende Faktoren.
Kurz gesagt: Ein Sofortimplantat ist eine „schnelle Lösung“, aber keinesfalls eine universelle Methode – die richtige Fallauswahl ist entscheidend.
Ist ein Sofortimplantat schmerzhaft?
Während der Behandlung sind die Schmerzen nahezu null, da:
- lokale Anästhesie eingesetzt wird,
- bei Bedarf Sedierung angewendet wird,
- in seltenen Fällen kurze Vollnarkose möglich ist.
Die meisten Patienten spüren nur Druck oder Vibration, aber keine scharfen Schmerzen.
Nach der Behandlung:
- Leichte–mittlere Schmerzen in den ersten 24–48 Stunden sind normal,
- Schmerzmittel sorgen für eine komfortable Erholung,
- ab Tag 3 sind die meisten Patienten wieder alltagstauglich.
Viele Patienten empfinden dieses Verfahren sogar komfortabler als den klassischen Prozess.
Wie hoch ist die Erfolgsrate? Ist es so sicher wie ein klassisches Implantat?
Die Erfolgsrate liegt bei 92–98 % – also genauso hoch wie bei klassischen Implantaten, wenn die Kriterien erfüllt sind.
Erfolgsfaktoren:
- vollständig gereinigte Extraktionsstelle
- ausreichende Knochendichte
- stabile Primärstabilität
- korrekt geplantes Provisorium
- Nichtrauchen und gute Hygiene
Ist der am selben Tag eingesetzte Zahn dauerhaft?
Meistens wird am selben Tag ein provisorischer Zahn eingesetzt:
- sorgt für Ästhetik,
- unterstützt Sprache und Lächeln,
- verhindert eine zahnlose Phase.
Dieser Zahn ist jedoch nicht dauerhaft, weil:
- die Osseointegration 3–6 Monate dauert,
- die Belastung in dieser Zeit begrenzt sein muss.
- Nach der Einheilung erfolgt



